Was ist Traditionelle Chinesische Medizin?
Die Traditionelle Chinesische
Medizin (TCM) ist eine Heilkunst, die vor über 2000 Jahren in China aus der daoistischen Naturphilosophie entstand und sich über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickelte. Die wichtigste Theorie in der TCM ist die Yin - Yang Theorie, nach der sich alle Dinge in 2 Polaritäten teilen lassen. Die Yin - Yang Beziehung beinhaltet neben der Polarität weitere Aspekte wie gegenseitige Abhängigkeit (ohne Sommer kein Winter), gegenseitige Begrenzung (Wasser begrenzt das Feuer) und gegenseitige Umwandlung (am Abend wandelt sich der Tag in die Nacht). Die TCM umfasst 5 therapeutische Verfahren:
Akupunktur (zhen ci 针刺) und Moxibustion (ai jiu 艾灸)
Akupunktur (Lat.: acus =
Nadel, punctio =
das Stechen, chin. 針砭, zhēn biān) bewirkt durch die Nadelung (bzw. Erwärmung)
bestimmter Punkte auf der Körperoberfläche eine Regulierung des Lebensenergieflusses. Diese Energie bezeichnen die Chinesen mit ,,Qi" (sprich Tschi).
Qi fließt in einem energetischen Netzwerk von Kanälen (Meridiane) durch den Körper. Auf diesen Meridianen liegen die Akupunkturpunkte, deren Stimulation mittels Nadeln eine Energieharmonisierung sowohl in den Geweben des Meridianverlaufs, als auch in den dazugehörigen Organen bewirkt. Unter Moxibustion versteht man das Erwärmen von Akupunkturpunkten, entweder direkt oder über ein Erwärmen der Akupunkturnadel.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2003 eine Liste von Erkrankungen
veröffentlicht, die erfolgreich mit der Akupunktur behandelt werden können.
Arzneimitteltherapie (Zhong Yao 中药)
Den größten Anteil in der Behandlung mittels TCM nimmt die chinesische Arzneimitteltherapie
ein.
Dabei werden vorwiegend Pflanzenteile, daneben auch Mineralien und einige
Tierprodukte eingesetzt, deren heilende Wirkung in über 2000 jähriger Anwendung gezeigt werden konnte. Die Erstellung einer Rezeptur erfolgt nach der Differenzierung des Krankheitsbildes nach den TCM Prinzipien. Deshalb werden
einzelne Kräuter und Substanzen in der Regel miteinander kombiniert um so eine harmonische Wirkung auf den Organismus zu erzielen. Jeder
Patient und jede Patientin erhält so ein individuell auf sich und die Krankheitssituation
abgestimmtes Rezept. Es können auf diesem Weg sowohl akute als auch chronische Krankheiten
behandelt werden.
Tuina Anmo Massage (推拿按摩)
Während die Akupunktur Reize durch Nadeln setzt,
arbeitet die Tuina-Massage mit unterschiedlichen manuellen Techniken und setzt so ihre Reize. Tuina (Tui -chinesisch = Schieben, Na = Pressen und Halten, An = Drücken, Mo = Reiben) ist eine der
ältesten manuellen Therapien. Sie vereint Elemente der klassischen Massage und Chiropraktik.
Die Behandlung erfolgt auf dem Hintergrund der
Leitbahntheorie und bezieht die Akupunkturpunkte mit ein. Dadurch wird der
gesamte Organismus beeinflusst, um das gestörte Gleichgewicht zwischen Yin und
Yang wiederherzustellen und somit Schmerzzustände zu lindern.
Diätetik bzw.
Ernährungslehre (Yao Shan 药膳)
Auch die chinesische Diätetik beschäftigt sich mit der Lebensenergie "Qi". Die Idee dabei ist, dass die richtige Ernährung Krankheiten verhindern soll und auch im Falle einer Erkrankung in die Behandlung einbezogen wird (die Küche als Apotheke). Es wird sich der Qi-Kraft der Nahrungsmittel bedient. Zur genauen Differenzierung der Nahrungsmittel werden sie nach ihrem Temperaturverhalten im Körper, ihrer Geschmacksrichtung, ihrer energetischen Wirkrichtung und ihrer Wirkung auf die Organe eingeteilt. Durch den gezielten Einsatz von Nahrungsmitteln soll die Ausgewogenheit wieder hergestellt werden.
Qi Gong (气功) und Tai Ji Quan (太极拳)
Ursprünglich stammen die fließend anmutenden
Übungen aus meditativen Praktiken und sind damit seit vielen Jahrhunderten
erprobt. Im modernen China sind diese Übungen zu einem Bestandteil der
traditionellen Medizin geworden. Es handelt sich dabei um wirksame Selbstheilungsmethoden, die über Bewegungsabläufe und
Atemkoordinationsübungen, Körper, Geist und Seele pflegen und ein langes Leben versprechen. Die Wurzeln reichen bis in die Zeit des legendären Gelben Kaisers (Huang Di) um 2600 vor Christus zurück. Qi (= Energie) Gong (= Fähigkeit) und Tai Ji (= grenzenlose Harmonie) Quan (= Boxen) reinigen und stärken unsere Kräfte. Wie die anderen Behandlungsmethoden der TCM haben sich Qi Gong und Tai Ji Quan aus der daoistischen Naturphilosophie entwickelt, wobei Tai Ji eine Synthese aus Qi Gong und den Kampfkünsten darstellt. Beide
vermitteln sie Entspannung und innere Ruhe. Besonders Qi Gong kann auch im
Westen von jedermann bis ins hohe Alter erlernt und praktiziert werden.